Mazzetta Anita


Anita

Mazzetta

Geschäftsleiterin WWF Graubünden

1963

Chur

in Partnerschaft

GRÜNE / Vorstand und Alt-Gemeinderätin

Haben Sie ein Lebensmotto, wenn ja welches?
«Mir selbst treu bleiben.»

In welchem Umfeld bewegen Sie sich:
Ich bin Mutter einer erwachsenen Tochter und leite seit 21 Jahren die Geschäftsstelle des WWF Graubünden mit einem Team aus Teilzeitangestellten, Ehrenamtlichen und Freiwilligen. Daneben bin ich in verschiedenen Organisationen ehrenamtlich engagiert, wie im Vorstand der AEE Suisse/Graubünden, Vereinigung Bündner Umweltorganisationen, in den Stiftungsräten von Benevol, Chasa rumantscha, Anton Cadonau, Pro Terra Engiadina.

Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang – Ihre Motivation:
Politisiert wurde ich in den 80iger Jahren. Frauen- und Umweltfragen standen damals im Fokus, wie der Gleichstellungsartikel, der Atomunfall Tschernobyl und der Chemieunfall Schweizerhalle. Diese Themen haben mich politisch geprägt.

Als Geschäftsleiterin des WWF Graubünden durfte ich mehrere politische Abstimmungskampagnen im Kanton leiten, beispielsweise für die Volksinitiative «Strom ohne Kohlekraft» oder die Energiestrategie 2050.

2007 habe ich die GRÜNEN Graubünden mitbegründet. Seit 15 Jahren bin ich für die Partei im Vorstand aktiv.

Von 2009-2019 sass ich für die GRÜNEN im Gemeinderat Chur. 2018 war ich Präsidentin des Gemeinderates und damit «höchste Churerin».

2013-2021 durfte ich meine Fraktion Freie Liste/GRÜNE in der GPK der Stadt Chur vertreten, 2016-2019 in der GPK der Region Plessur.

Mit diesem langjährigen politischen Engagement bringe ich eine grosse Erfahrung mit, die ich gerne auch in der kantonalen Politik einsetzen möchte.

Was möchten Sie als Gewählte bewegen?
Wer mein Umweltengagement der letzten 20 Jahre kennt, weiss, dass ich mich sehr stark für den Klimaschutz und die Umweltpolitik einsetze. Eine rasche und griffige Umsetzung des Green Deals ist für mich daher zentral. Die Energiewende bietet dabei grosse Chancen für Innovation und technischen Fortschritt in Graubünden. Klar ist auch, dass die Energiewende nur gemeinsam mit einer intakten Natur und Landschaft umgesetzt werden kann. Die Natur und Landschaft sind nicht nur unser touristisches Kapital, sie sind auch unsere Existenzgrundlage. Damit wir das bedrohliche Artensterben bremsen können, braucht es eine nachhaltige Raumplanung, eine kantonale Biodiversitätsstrategie und die Sanierung unserer stark degradierten Gewässer. Dafür möchte ich mich einsetzen, damit auch unsere Kinder und Kindeskinder in einer gesunden Umwelt leben können.

Wo sind Ihre Schwerpunkte?
Neben der Umwelt- und Klimapolitik ist mir auch die menschliche Nachhaltigkeit ein grosses Anliegen. Graubünden muss ein guter Lebensort für Menschen in allen möglichen Lebenssituationen sein, unabhängig von Geschlecht, Muttersprache und Herkunft. Für eine solidarische Gesellschaft ist zudem Freiwilligenarbeit unabdingbar. Freiwilliges Engagement ist der soziale Kitt einer Gesellschaft und von enormem volkswirtschaftlichem Nutzen. Darum braucht es mehr Anerkennung und Wertschätzung der Freiwilligenarbeit.

Haben Sie (politische) Vorbilder?
Für mich sind nicht so sehr grosse Persönlichkeiten Vorbilder. Vielmehr sind es die Menschen, die sich Tag für Tag uneigennützig für die Gesellschaft, Umwelt und Demokratie engagieren. 

Was heisst Gleichstellung für Sie und was brauchen wir um die Gleichstellung in Graubünden zu fördern?
Gleichstellung heisst Chancengleichheit in allen Lebensbereichen, in der Familie, Bildung, Arbeitswelt und Politik. So brauchen wir beispielsweise auf kantonaler und kommunaler Ebene eine bessere Vertretung der Frauen in den Parlamenten und Regierungen. Nur so berücksichtigen die politischen Entscheide auch die vielfältigen Lebenserfahrungen. Es braucht aber auch eine bessere Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit zwischen Mann und Frau.

Würden Sie es befürworten, dass generell mehr Massnahmen zur Gleichstellung ergriffen werden und wenn ja, von wem?
Selbstverständlich. Auf Kantonsebene kann die Politik beispielsweise die Fachstelle für Gleichstellung stärken. Wichtig ist auch eine noch konsequentere Implementierung der Chancengleichheit in der Schule und Ausbildung, um die Rollenbilder in den Köpfen zu verändern. Gefordert sind zudem die politischen Parteien selber. Sie müssen dafür sorgen, dass Frauen für politische Ämter gleichwertig gefördert werden. Darum bin ich sehr stolz auf die Liste der SP-GRÜNE. Wir haben es geschafft, mehr Frauen als Männer für den Grossen Rat aufzustellen.

Die Nichtsanktionierung von Teilzeitarbeit könnte dazu beitragen, dass familiäre Pflichten zwischen den Geschlechtern weniger einseitig verteilt werden. Wie stehen Sie zu Jobsharing und Teilzeitpensen auch in Führungspositionen?
Jobsharing und Teilzeitpensen sind gerade auch in Führungspositionen sehr wichtig. Das schafft für Frauen und Männer Raum für mehr Elternzeit. Wichtig sind aber auch bezahlbare KITAs in allen Regionen. Damit später keine Nachteile entstehen, sprich Altersarmut, braucht es aber dringend Anpassungen bei der Sozialversicherung. Das heutige System führt nämlich dazu, dass Teilzeitbeschäftigte in der obligatorischen beruflichen Vorsorge benachteiligt sind.

Jährlich findet im Grossrat das Mädchenparlament statt. Mentorinnen für Jungpolitikerinnen oder Teilnehmerinnen an überparteilichen Arbeitsgruppen sind stets willkommen. Inwiefern engagieren Sie sich persönlich auch ausserhalb des politischen Amtes für frauenrelevante Anliegen?
Ich durfte selber beim letzten Mädchenparlament als Mentorin wirken und war von der politischen Arbeit und Debattierfreudigkeit der Mädchen beeindruckt und begeistert. Die Mädchenparlamente leisten eine sehr wichtige Aufbauarbeit für politisch engagierte Frauen. Die Gleichstellung begleitet mich seit vielen Jahren. Ich war bereits 1993 bei der Gründung des Frauenplenums Graubünden dabei, das sich unter anderem für ein Gleichstellungsbüro und eine Regierungsrätin stark machte. Und selbstverständlich mache ich bis heute auch bei den Frauenstreiks mit. Als Geschäftsleiterin sorge ich aber auch für Arbeitsbedingungen, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen.