Kaiser Nora


Nora

Kaiser

Partei- und Fraktionssekretärin SP Graubünden / Gymnasiallehrerin Sportgymnasium Davos (Deutsch) / MA Germanistik & Religionswissenschaft UZH / Höheres Lehramt

1991

Chur

SP Graubünden / Partei- und Fraktionssekretärin

Haben Sie ein Motto, wenn ja welches?
Für mehr Vielfalt in Politik und Entscheidungsgremien.

In welchem Umfeld bewegen Sie sich:
Bildung, Frauenstreikkollektiv, Kultur und Nachtleben (u.a. Werkstatt Chur, Klibühni), Outdoorsport

Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang – Ihre Motivation:
Mit 21 Jahren habe ich das erste Mal für den Gemeinderat in Chur kandidiert. Aus dem frühen politischen Interesse ist die Überzeugung gewachsen, dass ich unseren Kanton aktiv mitgestalten möchte. Während des Studiums in Zürich war mir immer klar, dass Graubünden ein Abwanderungsproblem hat – dem wollte ich aktiv entgegenhalten. So habe ich mich beispielsweise im Vorstand des Vereins Kulturraum Chur für ein Kulturzentrum in unserer Hauptstadt eingesetzt. In den letzten zwei Jahren als politische Sekretärin konnte ich viel Erfahrung sammeln, parteiintern und hinsichtlich der Bündner Politik. Die Teilnahme an der Frauensession hat meine Motivation gefestigt und ich habe mich national mit engagierten Frauen vernetzt. Mit dieser Erfahrung möchte ich in den Grossen Rat ziehen und mich aktiv einsetzen für einen fortschrittlichen und grüneren Kanton.

Was möchten Sie als Gewählte bewegen?
Seit drei Jahren arbeite und lebe ich wieder hier und stelle fest: Graubünden hat Potenzial. Für einen zukunftsfähigen Kanton braucht es jedoch moderne Anstellungsbedingungen, ernst gemeinte Gleichstellungspolitik und bezahlbaren Wohnraum. Dafür will ich mich einsetzen. Als Gymnasiallehrerin habe ich Hoffnung in unsere Jugend. Ihr sind wir einen sofortigen Einsatz für das Klima und die Natur schuldig.

Wo sind Ihre Schwerpunkte?
Meine Schwerpunkte liegen in der Bildungs-, Kultur-, Gleichstellungspolitik sowie bei Fragen rund um Integration, Religionszugehörigkeit und Diskriminierung. Besonders am Herzen liegt mir zudem die Klimarettung.

Haben Sie (politische) Vorbilder?
Diverse Mitglieder des Frauenstreikkollektivs aus verschiedenen Generationen dienen mir als Vorbild und geben mir Rückhalt in meinem politischen Handeln.

Was heisst Gleichstellung für Sie und was brauchen wir, um die Gleichstellung in Graubünden zu fördern?
Gleichstellung heisst für mich

dass Menschen selbst entscheiden können, wie sie ihr Berufs-, Beziehungs- und Familienleben gestalten möchten.

dass die gläserne Decke nicht nur von einzelnen privilegierten, gut gebildeten, weissen Frauen durchbrochen werden kann. Sondern, dass wir die gläserne Decke gemeinsam abschaffen.

dass Menschen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität, sexuellen Orientierung, Herkunft und ihres Aussehens die Chance haben, sich beruflich und gesellschaftlich zu entfalten.

In Graubünden brauchen wir hierfür als erste Schritte flächendeckende Kinderbetreuung, bessere Löhne in sogenannten «Frauenberufen» sowie mehr Vielfalt in Entscheidungsgremien wie Verwaltungsräten, politischen Ämtern und in Führungspositionen.

Würden Sie es befürworten, dass generell mehr Massnahmen zur Gleichstellung ergriffen werden und wenn ja, von wem?
Ja! Hierfür müssen wir uns gemeinsam einsetzen. Gleichstellung kann auf allen Ebenen gelebt werden. Vom bewussten Sprachgebrauch mit den Enkelkindern hin zur Personalsuche für Spitzenämter oder dem Einsatz gegen Rassismus und Sexismus im Sportverein.

Jedoch fordere ich von Personen in Machtpositionen besondere Aufmerksamkeit für das Thema. Regierungsmitglieder, Arbeitgeber*innen, Politiker*innen und Personen in Bildungs- und Kulturinstitutionen sollten Gleichstellung in jede Entscheidung einfliessen lassen.

Die Nichtsanktionierung von Teilzeitarbeit könnte dazu beitragen, dass familiäre Pflichten zwischen den Geschlechtern weniger einseitig verteilt werden. Wie stehen Sie zu Jobsharing und Teilzeitpensen auch in Führungspositionen?
Jobsharing und Teilzeitpensen sollten auf allen Positionen möglich sein. Familie (aber auch Hobbies oder freiwilliges Engagement) und Karriere dürfen nicht weiter als Entweder-Oder gelten.

Gleichzeitig sehe ich in den heutigen Arbeitsstrukturen und den Pensen an sich ein Problem: Wir können uns kürzere Arbeitswochen leisten. Wir müssen uns kürzere Arbeitswochen für die Gesundheit und Zufriedenheit der Bevölkerung leisten.

Jährlich findet im Grossrat das Mädchenparlament statt. Mentorinnen für Jungpolitikerinnen oder Teilnehmerinnen an überparteilichen Arbeitsgruppen sind stets willkommen. Inwiefern engagieren Sie sich persönlich auch ausserhalb des politischen Amtes für frauenrelevante Anliegen?
Als Gymnasiallehrerin setze ich mich stark im und ums Schulzimmer für Gleichstellung ein. Ich versuche, junge Menschen zu ermuntern, ihren Interessen und Neigungen nachzugehen, unabhängig von Rollenbildern. Weiter zeige ich die Relevanz bewussten Sprachgebrauchs auf.

Als politische Sekretärin bin ich darum bemüht, meine Netzwerke mit Frauen zu pflegen und ermuntere wo immer möglich, Frauen zu Engagement in Ämtern oder für Kandidaturen.

Privat unterstütze ich Sportvereine, die sich auf Frauenanliegen konzentrieren, kaufe Produkte von Frauen-Unternehmen und lese Bücher von Frauen.