Bauer Kim


Kim

Bauer

Senior Mitarbeiterin Nachhaltigkeit

1995

Chur

Grossratskandidatin Mitte Chur, Vorstand Frauen Mitte Graubünden

Haben Sie ein Lebensmotto, wenn ja welches?
Taten statt Worte.

In welchem Umfeld bewegen Sie sich:
Akademisches und kulturelles Umfeld; ethnisch, politisch und religiös durchmischtes soziales Umfeld

Beschreiben Sie uns Ihren politischen Werdegang – Ihre Motivation:
Seit ich in der Oberstufe bin, interessiere ich mich für Politik und habe sehnlichst meine Volljährigkeit und mein Stimmrecht herbeigesehnt. 2013 habe ich erstmals an der kantonalen Jugendsession teilgenommen und mich gefreut, als ich mit 18 Jahren endlich wählen und abstimmen durfte. 2017 habe ich das Jugendparlament der Stadt Chur entdeckt und mich sofort für die Mitwirkungsmöglichkeit für Jugendliche begeistert. 2018 wurde ich zur Präsidentin des Jugendparlamentes gewählt und suche seither nach Möglichkeiten, Jugendliche für Politik zu begeistern und ihnen Mitwirkungsmöglichkeiten zu bieten.

Als ich Ende 2019 gefragt wurde, ob ich für den Gemeinderat kandidieren möchte, war der Entscheid schnell gefällt. Ich habe mich über die Chance gefreut, den Wahlkampf und die institutionelle Politik kennenzulernen. Nach meiner ersten Wahlkampferfahrung als Parteilose habe ich mich für die politische Mitte entschieden und freue mich auf alles, was folgt.

Was möchten Sie als Gewählte bewegen?
Ich möchte den politischen Diskurs zurück auf Inhalte fokussieren, um mehrheitsfähige Lösungen zu finden, statt mit Parteiprogrammen und starren Positionen zu polarisieren. Politische Diskussionen können nicht «gewonnen» werden, da in einer Demokratie Meinungsvielfalt herrscht und das soll auch so bleiben.

Die Aufgabe der Politiker:in ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen möglichst alle entsprechend ihren persönlichen Wertvorstellungen ihr Leben gestalten können, ohne andere damit zu beeinträchtigen. Auf diese Rahmenbedingungen möchte ich hinarbeiten.

Wo sind Ihre Schwerpunkte?
Umwelt & Wirtschaft, Kultur & Kultur, Bildung & Chancengerechtigkeit

Was heisst Gleichstellung für Sie und was brauchen wir, um die Gleichstellung in Graubünden zu fördern?
Gleichstellung heisst für mich, dass die Gleichstellung des Mannes nicht vergessen werden darf. Ich betrachte das Thema von der gegenüberliegenden Seite: Um Frau mehr Gleichstellung in der Arbeitswelt zu ermöglichen, muss Mann gleichzeitig im Bereich der Familie gleichgestellt werden. Mann hat häufig zu wenig Möglichkeiten sich mehr in der Familie einzubringen, z.B. durch Teilzeitarbeit oder Vaterschaftsurlaub, was Frau zusätzlich in ihre Familienrolle drängt. Gleichstellung heisst für mich deshalb Rahmenbedingen zu schaffen, innerhalb derer alle – unabhängig von ihrem Geschlecht – sämtliche Wahlmöglichkeit haben und selbst über ihr Leben bestimmen können.

In Graubünden sind beide Rollenbilder noch sehr traditionell geprägt und sollten durch Vorbilder in Frage gestellt werden. Weiter sind Rahmenbedingen zu schaffen, die Mann und Frau mehr Spielraum für die freie Lebensgestaltung aufgrund individueller Umstände und Wertvorstellungen bieten.

Würden Sie es befürworten, dass generell mehr Massnahmen zur Gleichstellung ergriffen werden und wenn ja, von wem?
Nein, ich befürworte nichts generell. Ich bin ich für Massnahmen zur Gleichstellung, wäge diese jedoch einzeln ab, da ich nicht hinter jeglicher Art und jeglichem Anwendungsbereich stehen kann.

Die wichtigste Massnahme bei gesellschaftlichen Themen ist in meinen Augen der öffentliche Diskurs. Die Bevölkerung sollte sich der Meinungsvielfalt bewusst sein und verstehen, dass die Wahl der Nachbarin nicht bedeutet, dass ich ihrem Weg folgen muss. Jede:r sollte selbst und frei entscheiden können, zu welchem Anteil er/sie sich der Karriere und der Familie widmet. Die Aufgabe der Sensibilisierung und die Bemühungen um Gleichstellung sollten Netzwerken, Interessengruppen und anderen Organisatoren von Veranstaltungen zukommen.

Die Rolle der Politik ist es, gesetzliche Hürden für alle Geschlechter zu beseitigen und rechtliche Gleichberechtigung in allen Belangen sicherzustellen. Die Grundlage ist bereits durch Artikel 8 Abs. 3 der Verfassung gegeben: «Mann und Frau sind gleichberechtigt. Das Gesetz sorgt für ihre rechtliche und tatsächliche Gleichstellung, vor allem in Familie, Ausbildung und Arbeit.» Ich bin zum jetzigen Zeitpunkt gegen regulatorische oder gesetzliche Förderung eines Geschlechts, da es dem Grundsatz der Gleichstellung widerspricht.

Die Nichtsanktionierung von Teilzeitarbeit könnte dazu beitragen, dass familiäre Pflichten zwischen den Geschlechtern weniger einseitig verteilt werden. Wie stehen Sie zu Jobsharing und Teilzeitpensen auch in Führungspositionen?
Ich stehe dem Ansatz positiv gegenüber. Auch hier weise ich darauf hin, dass auch Männer in Führungspositionen Interesse an Teilzeitpensen haben, um beispielsweise mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können. Die verbreitete Anwendung von Jobsharing und Teilzeitpensen ist also in meinen Augen grundsätzlich wünschenswert.

Jährlich findet im Grossrat das Mädchenparlament statt. Mentorinnen für Jungpolitikerinnen oder Teilnehmerinnen an überparteilichen Arbeitsgruppen sind stets willkommen. Inwiefern engagieren Sie sich persönlich auch ausserhalb des politischen Amtes für frauenrelevante Anliegen?
Ich engagiere mich bisher nicht gezielt für Frauenthemen, sondern fokussiere meine Energie auf Kultur- und Umweltthemen. Debatten zu Gleichberechtigung betrachte ich nicht als Frauenthemen, da ich diese einseitige Perspektive als hinderlich für einen echten Dialog erachte. Für eine Rolle als Mentorin fühle ich mich noch zu jung, möchte aber gerne in Zukunft eine solche Rolle annehmen.